Ich bewundere Menschen, die gut organisieren können und bei denen man das Gefühl hat, sie haben ihr Leben im Griff - alles läuft nach Plan, sie sind gut sortiert, haben eine ordentliche Wohnung, denken an alle Termine, sind unglaublich produktiv, in dem was sie tun...
Alle, die mich kennen, wissen: so bin ich nicht. Aber ich bemühe mich, mehr Struktur und Organisation in mein Leben zu lassen - umso mehr ärgert es mich, wenn das irgendwie nicht funktioniert.
Die letzten Wochen waren voll von Zerbrüchen meiner Pläne und Wünsche in dieser Hinsicht. Das hat mich stellenweise echt fertig gemacht.
Wenn ich in meinem Kalender die Tage seit Ende Januar markieren würde, an denen die ganze Familie gesund war, kämen vielleicht 2-3 Tage zusammen. Und schon waren meine guten Wünsche nach Ordnung dahin... Ich kann mit solchen Momenten gerade so schlecht umgehen. Manchmal erscheint mir dann alles wie ein einziger Scherbenhaufen - wo soll ich da nur anfangen??? Meine Ansprüche an mich sind so hoch, meine Kraft und meine Freiräume gerade so klein...
Und dann steht Ostern vor der Tür: die Osterkarten sind nicht gebastelt, geschweige denn geschrieben, ich schaffe es nicht einmal, einen blogpost zu schreiben - nur die Geschenke für die Kinder
in der Nachbarschaft habe ich schon seit einigen Tagen fertig! Na, Ostergras säen kann ich ja wenigstens noch... Ich säe und denke dabei wieder an den Vers aus der Bibel, auf den sich diese
Tradition stützt - da sagt Jesus: "Ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es ein einzelnes Korn. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht." (Evangelium nach Johannes Kapitel 12, Vers
24). Er versucht seinen Jüngern zu erklären, warum er sterben muss... Zerbruch als Voraussetzung für Wachstum und Nicht-Alleine-Sein - Frucht bringen.
Oben auf dem Bild könnt ihr sehen, wie groß der Weizen innerhalb nur einer Woche geworden ist... Jeden Morgen, wenn ich auf den Platz am Fenster nachschaute, sah ich den Fortschritt - und staunte. Aber brauche ich Zerbruch tatsächlich, um zu wachsen und gemeinschaftsfähig zu werden? Offenbar schon. Wenn ich mir Menschen anschaue, deren Pläne nie oder sehr selten durchkreuzt werden - die sich diesem Prozess nicht aussetzen - fällt mir auch auf, wie anstrengend sie häufig im Zusammenleben sind.
Jetzt muss ich nur noch lernen, mich an diesem Prozess zu freuen und mich nicht zu ärgern, wenn Dinge nicht so laufen, wie ich sie gerne hätte... ;-) Und ich hoffe, ihr hattet auch ohne Ostergrüße von mir wundervolle Ostertage!
Liebe Grüße von eurer Anne
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Julja Feuser (Freitag, 10 April 2015 10:38)
Liebe Anne,
was für ein schöner Blog-Beitrag! Und das, was Du beschreibst, kenne ich nur allzu gut.
Tausend Ideen im Kopf, den Spagat zwischen Beruf, Familie und den eigenen Ansprüchen zu schaffen, das fordert auch mich ständig heraus. Da kann man sich schon mal fühlen, wie im Schleudergang der Waschmaschine...Und wenn man dann noch so gestrickt ist, dass man eigentlich ein gewisses Level von Ordnung braucht, um kreativ zu sein (so ist das bei mir...), dann steigt das Stresslevel ganz schnell viel zu hoch.
Ich versuche, mir immer Inseln zu schaffen. Sei es zeitlich (was mir nicht immer gelingt) oder räumlich. Da ich offen gestanden einen totalen Hang zum Chaos habe :)), versuche ich jeden Tag drei Dinge in meinem Leben zu ordnen. Egal, ob Wohnung, Kontakte (Briefe schreiben ist z.B. etwas, was bei mir chronisch untergeht....) oder etwas anderes. Ich versuche das dann so früh es geht zu erledigen, um danach mit weniger Stress im Kopf mit dem weiterzumachen, was ich eigentlich gern tun will. Zum Beispiel stempeln.
Dies so zu tun ist einer meiner Vorsätze für dieses Jahr. Am Anfang fiel es mir nicht so leicht, da ich eigentlich kein besonders gut organisierter Mensch bin, aber es gelingt mir immer besser. Es hilft mir sehr, da ich mich sonst gern verzettele mit all den To-Do's.
Drei Dinge klingt vielleicht etwas dogmatisch, aber es ist ok für mich, da es auch im größten familiären Chaos zu bewältigen ist. Dann sind es eben mal drei klitzekleine Dinge. Es fühlt sich trotzdem gut an :))
Die Ostergrüße auf meinem Blog habe ich aber trotzdem auch nicht geschafft...
Aber : nobody is perfect...
In diesem Sinne wünsche ich Dir, dass sich die Wogen bald glätten und Du wieder mehr von dem umsetzen kannst, was Du Dir vorgenommen hast.
Mit ganz lieben Grüßen aus Bonn
Ju
Nancy (Sonntag, 12 April 2015 19:38)
Liebe Anne,
oh ich liebe deine Blogeinträge! :)
so chaotisch wie du zu sein glaubst, bist du bei weitem nicht!!!! Wenn ich nur an deine Einkaufsstruktur denke :) Aber oftmals ist man mit sich eh viel zu streng und das Umfeld sieht es gar nicht so. Meist nimmt man sich einfach nur viel zu viel vor. Deswegen einfach locker bleiben, du bist ein super mega toller und sehr liebenswerter Mensch!!! Und da sprech ich sicherlich für viele Menschen aus deinem Umfeld.
Nach turbulenten Zeiten folgen immer auch wieder ruhigere Zeiten. Und was wäre denn ein perfektes durchorganisiertes Leben, in dem es zwar harmonisch aber komplett nach Plan läuft und ohne unvorhergesehene Dinge???...
Richtig...LAAAAANGWEILIG!!!
...und wer will das schon, wo bleibt denn da die Spannung? :) Also lieben wir unser leicht chaotisches Leben, sind glücklich und gespannt was es noch alles für uns bereit hält :)
*drück dich*
ganz liebe Grüße und viel Gesundheit für dich und deine family
Nancy
admin (Mittwoch, 15 April 2015 23:12)
Ihr Lieben,
tausend Dank für eure mitfühlenden, verstehenden und Mut machenden Worte, Tipps und Denkanstöße. Es tut so gut, euch zu kennen! Eine Bereicherung für mein Leben! Ich danke euch und freue mich einfach, dass es euch gibt!
Liebe Grüße, eure Anne